Die Königskerze
Oberon der Elfenkönig
Tanzet mit Titania;
Grillen Heimchen zittertönig
Spielen auf von fern und nah.
Eine schlanke Königskerze
Von dem Boden sproßt empor,
Um sie dreht in leichtem Scherze
Tanzend sich der Elfen Chor.
Und die Elfen, aufzuhüpfen
Mühen sie sich unterm Tanz,
Möchten ab der Kerze strüpfen
Ihrer vielen Lichter Glanz.
Löschen wollen sie das Funkeln,
Daß Titanias strenger Mann
Ihre freien Scherz’ im Dunkeln
Ihnen nicht verheben kann.
Doch die Königskerze hebet
Sich auf Oberons Geheiß
Höher, und zu leuchten strebet
Sie zum Trotz dem Elfenfleiß.
Wie sich auf ein Elfe strecket
Und ihr unten löscht das Licht,
Ist ein neues angestecket
Oben, und er merkt es nicht.
Wann die Morgenlüfte blasen,
Ist verweht der Elfen Spur;
Wo sie tanzten auf dem Rasen
Bleibt ein fahler Kringel nur.
Doch die Königskerze blühet
Höher jetzt und zeiget an,
Wie die Elfen sich bemühet,
Und kein Leides ihr getan.
Friedrich Rückert
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Viola (Mittwoch, 06 Juli 2011 19:33)
Ein sehr schönes Gedicht!
Heike Jokschus (Montag, 16 Juli 2012 21:24)
<3 wundervoll ... herzlichen Dank <3